Die Unternehmensleitung der Pfisterer Gruppe hat entschieden, die Produktion von Silikon-Isolatoren dauerhaft von Wunsiedel nach Tschechien zu verlagern. Wie das Unternehmen am Montagabend mitteilte, werde so die Fortführung der Fertigung gewährleistet. Zudem werde sichergestellt, dass hohe Qualitätsstandards gewahrt blieben und potenzielle Lieferverzögerungen so gering wie möglich ausfielen.
Großbrand in Wunsiedel richtet großen Schaden an
Am Morgen des 10. September war das Firmengelände des Isolatoren-Herstellers bei einem Großbrand schwer beschädigt worden. Von einem Schaden in Millionenhöhe war die Rede. Mehr als 500 Einsatzkräfte kämpften vor Ort gegen den Brand, das Landratsamt hatte den Katastrophenfall ausgerufen. Warum es zu diesem Großbrand kam, ist auch heute weiterhin unklar.
Bereits im Oktober hatte das Unternehmen bekannt gegeben, Teile seiner Produktion bis auf Weiteres in das Werk im rund 120 Kilometer entfernten Kadaň zu verlagern. Damals hieß es, dass der durch den Brand entstandenen Schaden geringer sei als zunächst angenommen. Einige Maschinen könnten etwa mit überschaubarem Aufwand wieder instand gesetzt werden. Das Werksgebäude sei nach dem Feuer hingegen auf absehbare Zeit nicht mehr nutzbar. Nun steht fest, dass die Produktion nicht nach Wunsiedel zurückkehren wird. Anders als die Unternehmensbereiche Vertrieb, Technik und Administration, die in Wunsiedel verbleiben sollen. Die Produktion am Standort Selb, an dem neun Beschäftigte von Pfisterer arbeiten, sei von den Änderungen nicht betroffen.
"Familienunternehmen sollte in schlechten Zeiten zusammenhalten"
Rund 90 Mitarbeiter aus Produktion und produktionsnahen Bereichen sind laut Unternehmensangaben von der Verlagerung der Produktion nach Kadaň in betroffen, wo bereits Pfisterer bereits ein Werk betreibt.
"Wir stehen unter Schock, so wie jeder Mitarbeiter von Pfisterer in Wunsiedel", erklärte unterdessen Betriebsratsvorsitzender Oliver Gleißner im BR24-Gespräch. "Wir können ja nichts dafür, dass es in dieser Firma gebrannt hat und nun sind wir schwer enttäuscht. Ein Familienunternehmen sollte eigentlich in guten wie in schlechten Zeiten zusammenhalten", so Gleissner weiter. In diesem Fall sei die Entscheidung aus wirtschaftlicher Sicht vielleicht sinnvoll, das menschliche sei allerdings völlig ignoriert worden.
Laut Rainer Hoffmann, Bezirksleiter der zuständigen Gewerkschaft IG BCE, sollen Mitte kommender Woche Gespräche mit der Geschäftsleitung zur Aufstellung eines Sozialplanes beginnen. Sollten sie sich gegen Tschechien entscheiden, hätten die Pfisterer-Mitarbeitenden mit ihren Fachkenntnissen auch anderweitig gute Chancen auf dem regionalen Arbeitsmarkt, glaubt Hoffmann.
Stadt Wunsiedel hat Jobbörse eingerichtet
Wie das Unternehmen Pfisterer auf BR24-Nachfrage weiter mitteilt, werden etwa 20 Mitarbeiter aus den Bereichen Vertrieb, Technik und Administration weiterhin in Wunsiedel verbleiben und ihre Tätigkeit dort fortsetzen. Ob das dauerhaft der Fall sein wird, sieht der Betriebsrat eher kritisch. Die Räumlichkeiten für die vorübergehende Verwaltung seien zunächst nur für zwei Jahre angemietet worden. Abgesehen davon hat die Stadt Wunsiedel auf den teilweisen Unternehmensumzug reagiert und auf ihrer Website eine Online-Jobbörse für alle Betroffenen eingerichtet.
Zwei Firmen von Großbrand betroffen – Lapp bleibt in Wunsiedel
Auf dem vom Brand betroffenen Gelände in dem Wunsiedler Gemeindeteil Holenbrunn sind zwei Firmen ansässig: Pfisterer und Lapp. Beide stellen Isolatoren her: Pfisterer aus Kunststoff, Lapp aus Keramik. Im Gegensatz zu Pfisterer – das in Wunsiedel wohl rund 130 Beschäftigte zählt – hat sich Lapp zum Standort Wunsiedel und den 250 Mitarbeitern bekannt. Die Firma Lapp bereitet derzeit bereits den Wiederaufbau vor, hierfür gab es bereits Gespräche mit Ministerien und der Regierung von Oberfranken über mögliche Förderungen, so Wunsiedels Bürgermeister Nicolas Lahovnik (CSU) im BR24-Gespräch.
Im Video: Katastrophenfall in Wunsiedel ausgerufen (10.09.24)
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