Ein Video zeigt, wie viele Beschäftigte eines Passauer Pflegeheims einen Migrationshintergrund haben.
Bildrechte: BR
Audiobeitrag

Botschaft des viralen Video-Hits aus dem Passauer Pflegeheim: Ohne Pflegekräfte mit Migrationshintergrund geht es nicht.

Audiobeitrag
>

Pflege-Video aus Passauer Seniorenheim geht viral

Pflege-Video aus Passauer Seniorenheim geht viral

Das AWO-Seniorenheim in Passau ist jetzt berühmt – auf Social Media: Mehr als acht Millionen Menschen haben sich ein Instagram-Video angeschaut, das zeigt, wie "bunt" die Pflege ist.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Die Idee ist nicht ganz neu, der Erfolg kam dennoch unerwartet. "Wir sind fassungslos. Wir schauen seit Donnerstag immer wieder aufs Handy und verfolgen, wie die Zahlen nach oben schießen", sagt Andrea Madl. Die 30-Jährige leitet das Seniorenheim der AWO in Passau, und sie ist es auch, die seit etwa einem Jahr das Instagram-Profil des Heims mit Videos und Fotos füttert.

Ihr jüngstes Video haben mittlerweile rund acht Millionen Menschen gesehen. Es zeigt Pflegerinnen und Pfleger von Früh- und Spätschicht, die der Reihe nach auf die Kamera zugehen (externer Link). Alle, die in Deutschland geboren wurden, biegen im Video links ab. Das sind acht Leute. Alle, die nicht in Deutschland geboren wurden, biegen rechts ab. Das sind deutlich mehr, nämlich 25.

Kein Platz für Hass-Kommentare

Warum das Video so einschlägt? "Ich hoffe, dass es an der Botschaft liegt: Die AWO ist bunt. Und uns ist es wichtig, das nach außen zu zeigen", sagt Madl. Das Feedback sei durch und durch positiv. Madl hat aber auch die Kommentar-Funktion unter dem Video deaktiviert. "Wir wollten mit dem Video unsere aktuelle Situation zeigen. Negativen Kommentaren wollten wir keine Bühne geben."

Pflege-Team ist überwältigt

Die Pflegerinnen und Pfleger geben sich ziemlich stolz auf den Erfolg. "Wahnsinn. Ich bin schon von Freunden und Verwandten darauf angesprochen worden. Ich freue mich", sagt Jude Ntege, der aus Uganda stammt und seit 2006 in Deutschland lebt. Nelly Weber spricht von einem "tollen Erlebnis". Sie kommt aus Sibirien und lebt schon seit 1992 in Deutschland, arbeitete sich von der Praktikantin zur Pflegedienstleiterin nach oben. Auch Pflegerin Maria Rothammer aus dem Landkreis Passau war es wichtig, Teil des Videos zu sein: "Ich habe mir schon so oft gedacht: Ohne die Mitarbeiter mit Migrationshintergrund wäre ich allein in der Schicht. Deshalb ist es wichtig, da ein Statement zu setzen." Die 140 Mitarbeiter kommen aus über 20 Nationen.

Viraler Hit spricht sich unter Bewohnern herum

Im Pflegeheim hat sich der Erfolg auf Instagram mittlerweile herumgesprochen. Ein paar Bewohner sind selbst auf Social Media aktiv, andere lassen sich vom Personal das Video zeigen. Bewohnerin Waltraud Sagerer zum Beispiel sitzt vor dem Handy, zählt mit, wie viele Pfleger nach links abbiegen und lacht. "Die Botschaft kommt an. Wir brauchen die Leute, und wir haben sie gern", sagt sie.

Hoffnung auf Nachwuchs

Die neue Reichweite will die Leiterin des Betty-Pfleger-Heims jetzt nutzen. Und künftig weitere Videos aus dem Alltag posten. Sie will Einblicke in die Pflege geben, Mitarbeiter vorstellen, und die beiden Hauskatzen groß rausbringen. In der Hoffnung, neue Mitarbeiter für die Pflege zu gewinnen – egal, aus welchem Land sie kommen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!