Markus Söder und Friedrich Merz in Augsburg
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Söder und Merz bei der CSU: Der Einheizer und der Staatsmann

Söder und Merz bei der CSU: Der Einheizer und der Staatsmann

Auf dem CSU-Parteitag beschwören die Chefs der Unions-Parteien die Harmonie. "Endlich sind wir wieder ein starkes Team", ruft Markus Söder, und Friedrich Merz lobt das "Miteinander". Im Stil unterscheiden sich ihre Auftritte deutlich. Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Kurz tritt Markus Söder in die Fußstapfen eines legendären TV-Moderators. Nach der Rede von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz ruft der CSU-Vorsitzende in den Saal: "Ich weiß nicht, wer Hans Rosenthal noch kennt. Aber er hat immer gesagt bei 'Dalli Dalli': Das war spitze!" Das "Spitze" ruft der ganze Saal mit, minutenlang feiern die Delegierten auf dem CSU-Parteitag in Augsburg den CDU-Gast – animiert durch Gastgeber Söder, der demonstrativ kräftig applaudiert. So hat es Merz auch Söder zu verdanken, dass er einen längeren Applaus bekommt als am Vortag der CSU-Chef selbst.

Wer Sticheleien Söders gegen Merz erwartet hat, wird in Augsburg eines Besseren belehrt. "Endlich sind wir wieder ein starkes Team", lobt der CSU-Chef die Zusammenarbeit und gibt beim Applaus für Merz den Einheizer. Und mit "Einheizer" ist auch die Rolle ganz gut umrissen, in die Söder auf dem Parteitag schlüpft.

Söder poltert gegen die Grünen

Mehr als 80 Minuten dauert Söders Rede zum Auftakt am Freitag. In Aschermittwochs-Manier verspricht er "kein Wischiwaschi, keine Worthülsen, sondern Klartext". Es folgt ein Auftritt, der zumindest teilweise auch zum politischen Aschermittwoch oder in ein Bierzelt passen würde. Der CSU-Chef teilt aus: ein bisschen gegen die Freien Wähler, etwas mehr gegen das Bündnis Sahra Wagenknecht ("Der Teufel trägt manchmal halt doch Prada"), mit Abstand am meisten gegen die Grünen ("die eigentlichen Täter in dieser Ampel").

Söder erwähnt die Grünen in seiner CSU-Parteitagsrede nahezu genauso oft wie die eigene Partei. Als erfahrener Bierzelt-Redner weiß er, dass Attacken auf die Grünen bei der CSU-Basis genauso gut ankommen wie das Versprechen, Bürgergeld, Heizungsgesetz und Cannabis-Legalisierung abzuschaffen. Auch in Augsburg erntet er für all das Applaus.

Demonstratives Nicht-Lob für Parteivize-Weber

Keinen Zweifel lässt Söder daran, dass am Nein zu Schwarz-Grün in der CSU nicht gerüttelt werden darf. Seinen Vize Manfred Weber, der diese Woche öffentlich bekundet hatte, die Tür zumindest einen winzigen Spalt offen lassen zu wollen, straft er in Augsburg durch demonstratives Nicht-Loben – währende er an andere CSU-Mitstreiter verbale Streicheleinheiten verteilt.

Landespolitik spielt in Söders Grundsatzrede eine untergeordnete Rolle, der bayerische Ministerpräsident konzentriert sich vor allem auf die Bundespolitik: Es geht um Wirtschaft und Steuersenkungen, um Asyl und Migration, um Verteidigung und Außenpolitik. Söder macht klar: Auch wenn er nicht Kanzlerkandidat werden konnte – in der Bundespolitik mischt er dennoch mit. Unter lautem Jubel meldet er schon mal CSU-Ansprüche auf das Bundeslandwirtschaftsministerium an.

Merz spricht deutlich kürzer

Die Rede von Friedrich Merz am Samstag ähnelt thematisch dem Auftakt mit Söder. Auch Merz lobt das Miteinander in der Union, auch bei ihm geht es um eine Wende in der Migrationspolitik, um Sicherheit, Fleiß und Bürgergeld. Der CDU-Chef spricht aber nicht nur 30 Minuten kürzer als Söder, er tritt staatsmännischer auf. Die Ampel kritisiert er vergleichsweise sachlich.

Scharf ist die Wortwahl des Kanzlerkandidaten vor allem, als es um die AfD geht, die er als "in großen Teilen extremistisch" und "in ihrem Kern antisemitisch" geißelt. Eine Zusammenarbeit komme schon aus moralischen Gründen nicht in Frage. Das gelte auch für das Bündnis Sahra Wagenknecht: "Das ist Sozialismus in Chanel."

Die Rolle des Staatsmanns

Mit Blick auf die Grünen bleibt Merz bei seiner Linie, dass mit der Partei "so, wie sie heute" ist, kein Bündnis denkbar sei. Abgesperrt ist die Tür damit nicht. Denn: Auch mit der SPD – die Söder als Partner im Blick hat – wäre es laut Merz "kein Vergnügen". Er will keinen Koalitionswahlkampf, sondern erst nach der Bundestagswahl entscheiden.

Während Söder sich vor allem als Wahlkämpfer und Einheizer präsentiert, übt Merz die Rolle des Staatsmanns. Er beschränkt sich nicht auf Ampel-Kritik und Wahlversprechen, sondern stimmt die Menschen in Deutschland darauf ein, dass die Zeiten auch unter einer unionsgeführten Bundesregierung schwierig bleiben. Seine Rede beendet Merz fast schon in Kanzlermanier: "Wir werden den Menschen in Deutschland sagen: Es wird ein schwerer Weg, es wird ein anstrengender Weg. Aber wir nehmen sie alle mit."

Video: Das BR24live zum CSU-Parteitag

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