Basketball-Fans gehören zu der Spezies, die das Ende des Sommers kaum erwarten können. Nicht weil sie etwas gegen die Hitze hätten, sondern weil pünktlich zum Herbst-Beginn die neue Saison startet. In Würzburg fiebern sie dem Saisonstart besonders sehnsüchtig entgegen. Der sportliche Höhenflug des Klubs hat in Würzburg einen Basketball-Hype ausgelöst.
Nach der besten Hauptrunde der Vereinsgeschichte qualifizierten sich die Baskets erstmals seit acht Jahren wieder für die Playoffs. Dort schmissen sie dann prompt den amtierenden deutschen Meister Ulm aus dem Wettbewerb. Erst der übermächtige FC Bayern Basketball stoppte die Würzburger im Halbfinale.
"Es geht jedes Spiel ab"
Der Hype hält an: Schon zur Generalprobe für die neue Saison strömen weit mehr als 2.000 Leute – zu einem Testspiel gegen Ludwigsburg. Die Fans verwandeln ihre altehrwürdige Arena, die mehr eine umgebaute Turnhalle als ein aufpolierter Sport-Tempel ist, in ein Tollhaus.
"Ich freu mich, wieder Basketball sehen zu können, war ne lange Zeit", sagt ein Baskets-Anhänger zu BR24. Selbst die starken Auftritte der Basketballerinnen und Basketballer bei den Olympischen Spielen in Paris habe den Durst nach diesem Sport nur bedingt stillen können. "Es geht jedes Spiel wirklich ab, die Fans sind immer da", ergänzt ein anderer Fan. "Es ist eine enge Halle, sehr laut, alle haben Bock".
Champions League in der "Turnhölle"
Zum Auftakt der Bundesliga-Saison steht mit dem Spiel gegen Ulm gleich ein Kracher auf dem Programm. Ulm wird die Chance auf eine Revanche wittern. Drei Tage später steigt dann das erste Heimspiel – und das direkt mit einem internationalen Gast.. Die Baskets spielen zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der Basketball Champions League. In der Gruppenphase reisen Top-Teams aus Frankeich, Bosnien-Herzegowina und Israel nach Würzburg. Es ist der Höhepunkt einer erstaunlichen Entwicklung.
Klub appelliert an Unternehmen in Mainfranken
Erst im Februar 2023, als unter anderem die Corona-Hilfen wegfielen, musste der Klub per Pressekonferenz einen Appell an die Unternehmen in der Region aussenden: Engagiert euch für den Würzburger Basketball, oder der Profi-Verein ist finanziell am Ende. Der Aufruf war nicht frei von Risiken, schließlich machten der Verein damit öffentlich, wie ernst es um sie stand. Rückblickend sei es genau das richtige Signal zu richtigen Zeit gewesen, ist sich Geschäftsführer Steffen Liebler sicher.
"Ich glaube, die richtigen Leute haben sich dann an einen Tisch gesetzt und haben gesagt: Lasst uns zusammen anpacken, lasst uns das Netzwerk aktivieren, lasst uns alle gemeinsam den Würzburger Basketball am Leben halten", sagt Liebler. In den Wochen darauf gelang es dem Verein, neue Gesellschafter zu finden und Sponsoren langfristig zu binden. Sie schlossen die große Lücke, die seit dem Rückzug des ehemaligen Haupt- und Namenssponsors s.Oliver klaffte.
Spieler-Etat jetzt höher – Erwartungen auch?
Der Spieler-Etat zählte laut Klub-Angaben im vergangenen Jahr noch zu den niedrigsten der Liga. Durch neue Deals, unter anderem mit einem neuen Namensssponsor, gelang es den Baskets, diesen vor der neuen Saison deutlich zu erhöhen. Sie dürften nun im gehobenen Mittelfeld der Basketball-Bundesliga (BBL) liegen.
Damit steigen auch die Erwartungen an das Team, das wird auch im Gespräch mit den Fans deutlich. "Wir wollen auch uns nicht kleiner machen, als wir sind", sagt Geschäftsführer Liebler. Ein Platz in den "Play-In's", also unter den besten zehn der BBL, ist das erklärte Ziel.
Erfolgsfaktor Sasa Filipovski
Ein Erfolgsgarant: Die Baskets haben einen der besten Trainer der Liga an der Seitenlinie, Sasa Filipovski. Der Slowene drückt auf die Euphoriebremse. "Wir haben Spieler verpflichtet, die sich verbessern wollen. Sie arbeiten hart, aber wir stehen noch am Anfang", sagt er. "Leider haben wir beide Point Guards erst sehr spät verpflichtet", so Filipovski. Bis sie sein System verinnerlicht hätten brauche es Zeit.
Schmerzvolle Abgänge
Der Erfolg der Würzburger blieb auch den Scouts der europäischen Top-Klubs nicht verborgen. Insgesamt sechs Spieler verließen die Baskets im Sommer. Am schmerzvollsten sind dabei die Abgänge von Jevon Bess, der von der Liga zum "Besten Verteidiger" der Saison ausgezeichnet wurde. Und von Otis Livingston, der als Top-Scorer der BBL sogar den Preis des "Wertvollsten Spielers/ Most-Valuable-Player" (MVP) abräumte. Beide Spieler zog es in die Türkei. Dort hätten sie Verträge unterschrieben, mit denen die Baskets ihren gesamten aktuellen Kader bezahlen könnten, ist sich Sasa Filipovski sicher.
Hoffnungsvoller Neuzugang aus Puerto Rico
Neuzugang Jhivvan Jackson hat das Zeug, das Team diese Saison anzuführen. Ähnlich wie Abgang Livingston ist auch er jenseits der Dreierlinie treffsicher und hat ein gutes Auge für den Mitspieler. In seiner Heimat Puerto Rico spielte er zuletzt groß auf und führte sein Team bis ins Finale.
Autogramme sind aber von allen Spielern begehrt. Zum Beispiel von Jugend-Nationalspieler Hannes Steinbach, der als eines der größten Talente seines Jahrgangs (2006) gilt. Die Basketball-Stadt Würzburg schreibt eben längst neue Kapitel.
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