Im Juli waren rund 239.000 Menschen in Bayern arbeitslos gemeldet. Das waren über 8.200 mehr als noch im Juni. Die Arbeitslosenquote für den Freistaat stieg demnach innerhalb eines Monats um 0,1 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent. Das geht aus dem monatlichen Bericht der Bundesagentur für Arbeit für Juli hervor. Doch wie kann das sein, da ständig vom Arbeitskräftemangel die Rede ist?
Im Sommer steigt die Arbeitslosigkeit "saisonüblich" an
Die Schule ist abgeschlossen, das Abitur gemacht, Studium und Ausbildung beginnen aber erst im Herbst. Viele junge Menschen melden sich deshalb in dem Sommermonaten arbeitslos. Das bedeutet einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen. In diesem Sommer kommt noch ein weiteres Phänomen hinzu: Ab dem 1. Juni sollten sich Geflüchtete aus der Ukraine beim Jobcenter registrieren lassen. Dieser sogenannte Rechtskreiswechsel vom Sozialamt zum Jobcenter lässt die Arbeitslosenzahlen wie schon im Vormonat auch in diesem Monat ansteigen. "Eine Entwicklung, mit der wir gerechnet haben", sagt der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Ralf Holtzwart.
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Jugendliche können sich Ausbilder aussuchen – rein rechnerisch
Im Herbst könnten die Arbeitslosenzahlen wieder sinken, denn das Ausbildungsjahr beginnt. Bis in den Winter hinein werden Ausbildungsplätze besetzt. Fachkräfte werden gesucht und das wird wohl so bleiben. Denn etwa 46.400 Lehrstellen sind in Bayern derzeit noch unbesetzt, dagegen suchen nur 16.000 junge Menschen einen Ausbildungsplatz. "Es wird immer besser für die Jugendlichen, immer schlechter für die Unternehmen", stellt Holtzwart fest.
Arbeitskräfte nach wie vor gesucht – Sorge vor dem Winter
Im Juli haben bayerische Unternehmen und Betriebe 26.600 offene Stellen gemeldet, knapp 3.000 weniger als vor einem Monat. Was aber wiederum typisch für den Sommer ist. Insgesamt ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Freistaat auch über die zwei Jahre der Corona-Pandemie hinweg gestiegen. "Der Arbeitsmarkt in Bayern ist wahnsinnig dynamisch. Er möchte auch wachsen", so der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Holtzwart. Allerdings könnten die Lieferengpässe in China und die drohende Energieknappheit diese Dynamik stoppen. "Das kann mittelfristig zu erheblichen Beeinträchtigungen führen", sagt Holtzwart dem Bayerischen Rundfunk.
Regierungsbezirke zeigen unterschiedliche Entwicklungen
Beim Blick auf die Regierungsbezirke zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen. Während die Arbeitslosenquoten in fünf Regionen im Juli gestiegen sind, hat sich in Oberfranken und Niederbayern der Wert im Vergleich zum Juni nicht verändert. In Oberfranken beträgt die Arbeitslosenquote 3,4 Prozent, in Niederbayern 2,9 Prozent. Mit diesem Wert verzeichnet Niederbayern zusammen mit der Oberpfalz die niedrigste Arbeitslosenquote unter den Regierungsbezirken. Beide Regionen sind geprägt von Außenberufen, etwa auf dem Bau, in Land- und Forstwirtschaft.
Unterfranken überrascht im Juli
In Unterfranken befinden sich die beiden Kommunen mit der höchsten und mit der niedrigsten Arbeitslosenquote in Gesamtbayern: Die Stadt Schweinfurt verzeichnet mit 6,3 Prozent bayernweit den höchsten Wert. Der Landkreis Main-Spessart hat mit 1,7 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote in Bayern und hat den oberbayerischen Landkreis Eichstätt überholt. "Damit hat Main-Spessart erstmalig seit vielen, vielen Jahren den Spitzenplatz in Bayern und damit Eichstätt als ewigen Ersten abgehängt", so der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen. Holtzwart macht unter anderem die Arbeitskräftenachfrage im nahen Rhein-Main-Gebiet für diesen Spitzenplatz verantwortlich.
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