Familie Engl im oberbayerischen Holzkirchen lebt nach dem Motto: Weniger ist mehr. Das spiegelt sich auch in der Adventszeit wider: Die verbringt die Familie auf traditionelle Art besinnlich. Und vor allem – nachhaltig.
Weihnachtsschmuck: selbst basteln und wiederverwenden
"Wir möchten den Fußabdruck, den wir hinterlassen auf der Erde, verringern", erklärt Julia Engl. Gemeinsam mit ihrer Familie bastelt sie die Weihnachtsdekoration, statt welche zu kaufen. Auch ihre Tochter Johanna findet das gut: "Es wäre verschwenderisch, wenn man ganz viel einkauft und dann einmal benutzt und dann wegschmeißt."
Weihnachtsbaum: Aus der Region – in Bioqualität
Ihren Christbaum bekommen die Engls direkt aus dem Wald, der zu einem benachbarten Biobauernhof gehört. Statt steriler Plantagenmonokultur haben sich dort die Bäume – heimische Arten wie Fichte oder Weißtanne – wild durcheinander selbst ausgesät. Kein Baum ist umweltgerechter als einer aus der Naturverjüngung - sagt Förster Robert Wiechmann: "Sie unterstützen die heimische Forstwirtschaft. Diese Bäume hier haben nie Dünger oder Pestizide gesehen. Das ist im kommerziellen Anbau anders."
Von einem Baum im Topf raten Umweltexperten übrigens ab. Einen solchen nach den Feiertagen einfach in den Wald auszupflanzen, ist nicht erlaubt. Wer es noch konsequenter möchte, setzt auf Recyclingbäume Marke Eigenbau, wie etwa Alexandra Achenbach. Sie setzt auf einen Totholz-Christbaum. Die Fachbuchautorin für Nachhaltigkeit hat jede Menge Tipps parat, wie man umweltfreundlich durch die Weihnachtszeit kommt. Jedes Jahr gebe es neue Christbaumtrends, etwa eine neue Trend-Farbe, daher empfehle sich etwas zeitloses, sagt Achenbach. "Und vielleicht auch Großeltern oder Eltern fragen, ob die vielleicht noch Christbaumschmuck im Keller haben, den sie gar nicht nutzen."
Geschenke: Regionale Produkte, nachhaltige Rohstoffe
Auch das Beschenken sollte mit Augenmaß passieren, findet die Nachhaltigkeitsexpertin. "Wir sind ja wirklich schon in einer Konsumschlacht mittlerweile, Das erste ist, dass man reduziert, dass man überlegt, was wirklich zu schenken, was dem anderen Freude macht, was er wirklich brauchen kann. Lieber weniger und dafür eine ausgesuchte Sache." Das könne etwa ein Geschenk aus einer regionalen Werkstatt sein, die Wert auf nachhaltige Rohstoffe und kurze Lieferwege legt.
Ein Beispiel sind die Wendelstein-Werkstätten im Chiemgau. Das Besondere: Dort arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Patrick Babel ist seit zwölf Jahren im Team. Durch eine Lernbehinderung hat er zwar keine Ausbildung machen können, aber unter den Kollegen ist er "der Schreiner". Seine Arbeit bringt ihm Anerkennung: "Sind ja alles schöne Sachen und da ist man schon stolz drauf, die werden ja weltweit verschickt die Sachen." An drei Standorten rund um Rosenheim arbeiten 630 Menschen mit Behinderung und 180 ohne Behinderung Seite an Seite. "Side by Side", das ist gelebte Überzeugung – und zugleich der Name der Marke, der die Produkte ziert. Funktional und schlicht in der Ästhetik setzen sich die Möbel- und Haushaltsprodukte von jedem Modetrend ab und sind deshalb wertbeständig. Und sie sichern Arbeitsplätze. Auch das ist nachhaltig.
Auch Familie Engl aus Holzkirchen achtet bei der Auswahl ihrer Geschenke auf Nachhaltigkeit. Mutter Julia Engl ist wichtig, "dass sie selbstgemacht sind, dass sie Fairtrade sind, dass sie nicht von Kindern hergestellt wurden oder in unfairen Verhältnissen. Und auch das Material: Wo das hergestellt wird und dass es wenig Chemie drin hat."
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Verpackung: Recycling-Material oder Stoffe statt Glitzerfolie
Bei der Geschenkverpackung greifen sie gerne zu Wiederverwertbarem und Selbstgemachtem. Glitzerndes Weihnachtspapier ist oft belastet und schwer zu recyceln, warnt Nachhaltigkeitsexpertin Achenbach. "Das Problem ist, dass es mittlerweile gar kein Papier mehr ist, und auch nicht mehr im Altpapier entsorgt werden darf, weil es bedruckt ist, bedampft, beklebt mit allerlei anderen Materialien."
Alexandra Achenbach packt ihre Geschenke gerne in alte Halstücher ihrer Großmutter ein. Der Überraschungseffekt bleibt – und es entsteht kein neuer Müll. Sie weiß: Die Oma würde es freuen.
Gemeinsame Zeit als nachhaltigstes Geschenk
Geschenke selbst basteln, Zeit verschenken, in Recyclingmaterial einpacken – ist das alles nicht sehr zeitaufwendig? Ja, aber es sei stressfreier, sagt Julia Engl. Gemeinsame Zeit – Familie Engl kann sich kein kostbareres und nachhaltigeres Geschenk zum Weihnachtsfest vorstellen.
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