Bundespolizisten begleiten Fußballfans, die sich auf der Fahrt vorher aufgeführt haben und randaliert haben am Münchner Hauptbahnhof.
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Bundespolizisten begleiten Fußballfans, die sich auf der Fahrt vorher aufgeführt haben und randaliert haben am Münchner Hauptbahnhof.

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Randale von Fans in Regio-Bahn: Wie die Polizei vorgeht

Randale von Fans in Regio-Bahn: Wie die Polizei vorgeht

Bahnreisende Fußballfans sind zahlreich und nicht immer unproblematisch, das hat sich jüngst in einem Zug von Memmingen nach München gezeigt, wo Fußballfans randalierten. Wie geht die Polizei vor? Und was können Fahrgäste tun, wenn's unangenehm wird?

Über dieses Thema berichtet: Schwaben am .

Fußballfans gehören bei den Bahnunternehmen zu den Stammkunden, vor allem in Regionalzügen. Am vergangenen Samstag riefen Fahrgäste im Zug von Lindau über Memmingen nach München die Polizei, weil sich Fußballfans benahmen wie die Vandalen – grölten, sich Zigaretten anzündeten, Schmierereien und Aufkleber anbrachten.

Räumung des Zugs hätte zu langen Verspätungen geführt

Die Bundespolizei kam, es wurde verhandelt, schließlich fiel die Entscheidung, dass der Lokführer weiterfährt und Bundespolizisten an den Bahnhöfen warten. In Buchloe stiegen laut Wolfgang Hauner, Sprecher der Bundespolizeidirektion München, Beamte in den Zug. Sie hätten Reisenden angeboten, umzusteigen in einen anderen Zugteil oder auszusteigen. Weil es ungefähr 70 Fans waren und drei Fahrgäste, die sich unwohl fühlten, erschien es der Polizei einfacher, dass diese Fahrgäste aussteigen, als dass die 70 aus dem Zug geholt werden müssten.

Grundsätzlich hat in einem Zug der Betreiber das Hausrecht. Das bedeutet, dass der Lokführer entscheidet, ob er fährt und unter welchen Bedingungen er fährt. So werden beispielsweise in stark überfüllten Zügen regelmäßig Fahrgäste gebeten, auszusteigen, damit ein Zug überhaupt losfahren kann.

Nach Abwägung der Varianten habe man sich entschlossen, in Absprache mit dem Arverio-Lokführer den Zug nicht räumen zu lassen. Da hätte deutlich mehr Beamte erfordert, die erst aus München hatten anfahren müssen. Der Bahnverkehr wäre gestanden – mit großen Auswirkungen auf nachfolgende Züge. Das erschien den Verantwortlichen offenbar unverhältnismäßig. Also fuhr der Zug mit den Fans weiter.

Regeln für riskante Sportbegegnungen – Hochrisikospiele

Eine "Zentralstelle Information Sport" (ZIS) kümmert sich um die Einstufung von Sportbegegnungen. Daraus ergibt sich das Sicherheitskonzept für eine Begegnung in Absprache mit Polizei, lokalen Behörden, Vereinen, Fanvertretern. Das gelte generell für alle Begegnungen der ersten drei Fußball-Ligen.

Die Einteilung erfolge anhand einer Ampel, "rot" bedeutet Hochrisikospiel mit besonders viel Polizei. Szenekundige Beamte sind im Einsatz und treffen Maßnahmen, Fangruppen auseinanderzuhalten. Dazu können laut Hauner auch Beamte in Zügen gehören, die rückreisende Fans begleiten. Doch das Spiel in Memmingen war ein Bayernligaspiel, also 5. Liga.

Bundespolizei nimmt Personalien auf und dokumentiert Schäden

Die Aufnahme der Personalien von "70 der Fußballszene zuzuordnenden Personen" am Ziel in München verlief laut Polizei ohne besondere Vorkommnisse. Die Fans hätten sich ruhig verhalten, und der Zug hätte nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen kurz vor Mitternacht gereinigt werden können. Davor hatten die Einsatzkräfte der Bundespolizei die Schäden - Graffiti und Klebesticker, Verschmutzungen sowie Beschädigungen an Sitzen – dokumentiert und Beweismittel sichergestellt: Stifte, Masken, Handschuhe sowie diverse Zahn-/Mundschützer, die die Fans weggeworfen hatten.

Was können Fahrgäste tun bei randalierenden Fans?

Zu alkoholisierten Fahrgästen, zu denen auch Jungessellenabschiede gehören können oder Wandergruppen mit viel Bier, sollte, wer sich gestört fühlt, Abstand nehmen. Also lieber gar nicht erst um Ruhe bitten, sondern ihnen aus dem Weg gehen - auf einen anderen Zugteil ausweichen oder vielleicht gar nicht erst einsteigen, wo sie sind. Ansonsten über die Sprechstelle Kontakt zu Zugbegleiter oder Lokführer aufnehmen und die Vorfälle melden.

Den Fahrgästen aus dem Arverio-Zug, der über Memmingen fuhr, empfiehlt die Polizei, sich als Zeugen zu melden.

Nur wenige Fans randalieren - doch die sorgen für hohe Kosten

An den Fußball-Wochenenden befördert die Deutsche Bahn (DB) regelmäßig bis zu 100.000 Fußball-Begeisterte in Zügen des Nah- und Fernverkehrs in die verschiedenen Stadien der Republik, teilt der Konzern auf Anfrage von BR24 mit. "Dabei verlaufen fast alle Zugfahrten ohne Probleme und der überwiegende Teil der Fußballfans verhält sich positiv in Vorfreude auf die Spiele."

Durch eine "Minderheit einzelner gewaltbereiter Störer entstehen der DB jedoch Kosten von etwa zwei Millionen Euro jährlich", so eine Sprecherin. "Diese fallen zum Beispiel durch die Beseitigung von Verschmutzungen, Verwüstungen und Vandalismus an, aber auch durch den Einsatz von zusätzlichen Sicherheitskräften im Zusammenhang mit Fußballfanreisen." Außerdem entstünden Folgekosten durch Zugausfälle und Verspätungen, "wenn Züge durch das Verhalten von Randalierern aufgehalten werden oder wenn beschädigte Fahrzeuge repariert werden müssen und nicht einsatzfähig sind".

1860 Ultras zahlen Entschädigung an den FC Memmingen

Nach der Randale vor dem Bayernliga-Fußballspiel zwischen dem FC Memmingen und der zweiten Mannschaft des TSV 1860 München haben Fans des TSV 1860 Vertretern des FC Memmingen diese Woche 1.000 Euro übergeben, als Entschuldigung und Entschädigung für die geprellten Eintrittsgelder und Sachbeschädigungen. Die hatte es nämlich auch gegeben, vor dem Vandalismus im Zug. Das hat der FC Memmingen mitgeteilt. Im Gegenzug verzichtet der Memminger Verein auf rechtliche Schritte.

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