Eine Fassade des St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt mit Jesus am Kreuz.
Bildrechte: BR/Norbert Steiche

Die Schließung des Krankenhauses St. Josef in Schweinfurt zum Ende des Jahres hat Folgen für die medizinische Versorgung in der ganzen Region.

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Klinik-Aus bedroht medizinische Versorgung der Region Main-Rhön

Es ist ein Schock für Schweinfurt und die gesamte Region: Das Krankenhaus St. Josef mit knapp 800 Mitarbeitern schließt spätestens Ende des Jahres. Mit Auswirkungen auf die medizinische Versorgung in der ganzen Region Main-Rhön.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Spätestens Ende des Jahres soll Schluss sein mit dem Betrieb des St. Josef Krankenhauses in Schweinfurt. Das Klinik-Aus hat weitreichende Folgen, nicht nur für die 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch die etwa 80 Arztpraxen in der gesamten Region Main-Rhön werden zu spüren bekommen, dass ein großer medizinischer Versorger wegbricht. Das ist die Einschätzung von Dr. Lothar Schmid, dem Kreisvorsitzenden des Ärzteverbands Schweinfurt.

Das St. Josef Krankenhaus ist laut Schmid nach dem Rhön-Klinikum und dem Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus das drittwichtigste Krankenhaus der Region rund um Schweinfurt, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und den Haßbergen.

Was passiert mit der Notfallversorgung?

Gegenüber BR24 sagte Schmid, dass aus seiner Sicht alle Hausarztpraxen sowie alle inneren oder chirurgischen Facharztpraxen betroffen seien, die bislang vielfach Patientinnen und Patienten an das Krankenhaus St. Josef überweisen. Große Sorge bereite ihm die Notfallversorgung, da keine weiteren Kapazitäten in den anderen Krankenhäusern aufgebaut worden seien.

Derzeit würden im Krankenhaus St. Josef etwa 30 bis 40 Prozent aller Herzinfarkte versorgt, so Schmid. Laut dem Experten ist fraglich, ob das Leopoldina Krankenhaus in Schweinfurt diese Fälle alle abfangen kann. Auch wie die Zukunft des "Ambulanten OP-Zentrums" im Krankenhaus St. Josef aussehe, sei bislang nicht geklärt, meinte Schmid. Das OP-Zentrum gehört dem Krankenhaus.

Personelle Lücken am Leopoldina müssen aufgefangen werden

Aus Sicht vom Geschäftsführer des städtischen Leopolidna-Krankenhauses, Jürgen Winter, kann die Notaufnahme in seinem Krankenhaus räumlich die Notfallpatienten des Krankenhauses St. Josef auffangen. Medizinisch würde das jedoch nur gehen, wenn auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses St. Josef die dann auftretenden personellen Lücken füllen.

Für Praxen fällt ein Behandlungs-Partner weg

Unmittelbar betroffen sind Praxen, die sich bewusst am und im Krankenhaus St. Josef angesiedelt haben. Schließen werden die Praxen dort nicht, aber in der Weiterversorgung der Patienten gibt es zwangsläufig Veränderungen.

Ein Beispiel ist das Ambulante Herzzentrum im Krankenhausbau. Nach Eingriffen werden die jährlich rund 1.000 Patientinnen und Patienten bislang für eine Nacht im Krankenhaus medizinisch beobachtet und könnten im Notfall auf die Intensivabteilung verlegt werden. "Wir könnten das natürlich auch leisten, aber ein Krankenhaus bietet viel mehr Möglichkeiten für Patienten", sagt der Leiter des Herzzentrums, Dr. Marc-Alexander Katz. Das Zentrum profitiere wesentlich von der engen Verzahnung zwischen dem ambulanten und dem stationären Bereich am Krankenhaus. Rund 3.000 Untersuchungen führt die Praxis jährlich durch. Laut Dr. Katz werden täglich an rund vier Patienten medizinische Eingriffe am Herzen durchgeführt. Aktuell sei noch in Klärung, ob andere Krankenhäuser in der Region in Zukunft mit Praxen wie dem Herzzentrum zusammenarbeiten.

Patienten fühlten sich im St. Josef gut aufgehoben

Nur ein paar Türen weiter liegt die "Internistische Praxis" mit dem Dialysezentrum Schweinfurt. Die Nieren-Ärzte behandeln rund 9.000 Menschen pro Jahr. Ihr Ziel ist es, durch medizinische Behandlung Dialyse, also Blutwäsche, zu verhindern. Rund 120 Patientinnen und Patienten müssen dennoch an die Dialyse. Für gut 40 davon brauchen die Nierenärzte unter anderem die Chirurgen und Anästhesisten vom Krankenhaus St. Josef. Sie legen die Zugänge bei Bauchfell-Dialysen.

Inge Schmitt bekommt ihre Dialyse über das Bauchfell. Die 85-Jährige ist froh, dass das Krankenhaus St. Josef direkt nebenan ist: "Da fühle ich mich sicher gut aufgehoben und wenn was ist, ist immer jemand da, der nach mir schaut und mich fragt, wie es mir geht", sagt sie. Die Ärzte seien sofort da, wenn man sie braucht, sagt auch ein weiterer Dialysepatient gegenüber BR24.

Finanzielle Einschnitte führten zu Klinik-Aus

Die "Kongregation der Schwestern des Erlösers" ist Eigentümerin des Krankenhauses. Zum Teil haben Ärztinnen und Ärzte langfristige Verträge. Im Krankenhaus St. Josef wurden zuletzt pro Jahr rund 30.000 Patientinnen und Patienten behandelt. Die Kongregation gab an, das Krankenhaus aus wirtschaftlichen Gründen, finanziellen Einschnitten und der Unsicherheit der Krankenhausreform nicht weiter betreiben zu können.

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