1. Juni 2024: Die Wasserrettung ist in einer überschwemmten Straße in Diedorf im Landkreis Augsburg im Einsatz
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Digitale Pegelmesser sollen am Anhauser Bach künftig dafür sorgen, dass die Bewohner rechtzeitig vor Überschwemmungen gewarnt werden.

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Nach dem Hochwasser: Diedorf kämpft für digitale Pegelmesser

Beim Juni-Hochwasser haben kleine Flüsse wie Zusam oder Schmutter zu enormen Schäden geführt – unter anderem, weil unklar war, wie hoch die Pegelstände sind. Auch in Diedorf gab es das Problem. Jetzt kämpfen die Bürger dort für digitale Pegelmesser.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Digitale Messstellen an größeren Gewässern sind Standard, damit die Menschen bei Hochwasser rechtzeitig vorgewarnt werden können. Bei kleinen Flüssen gibt es in der Regel solche Messstellen nicht. "Das ist ein Problem", sagen Bewohner aus Diedorf im Landkreis Augsburg, die deshalb jetzt eine Interessengemeinschaft gegründet haben und besseren Hochwasserschutz fordern.

Ein kleiner Bach wird hochgefährlich

Denn während des Hochwassers im Juni ist der kleine Anhauser Bach weit über seine Ufer getreten, hat Schlamm und Dreck bis ins Erdgeschoss mehrerer Häuser gespült. Einige der Bewohner können immer noch nicht zurück in ihre Wohnungen. Noch schlimmer ist für sie aber die Angst, dass es wieder passieren könnte und sie dann vielleicht nicht rechtzeitig erfahren, dass das Wasser kommt, sagt Anwohner Andreas Müller. Er war Anfang Juni selbst mit der Feuerwehr im Einsatz, ein Erlebnis, das er wohl nicht vergessen wird: "Mir geht es heute noch kalt den Rücken runter". Er erzählt, wie er seine Kinder angeschrien hat: "Sofort raus hier!" Draußen musste er die Kinder dann über den Gartenzaun heben, weil die Einfahrt schon überschwemmt war.

Wasserstände messen heute: viel zu umständlich

Müller möchte unbedingt, dass die digitalen Pegel installiert werden, damit die Häuser am Anhauser Bach rechtzeitig evakuiert werden können. Die digitalen Pegel messen durch Ultraschall den Wasserstand und übertragen per Mobilfunk das Ergebnis, zum Beispiel auf eine Website. Denkbar ist auch, im Ernstfall die Information als Pushnachricht aufs Handy von Flussanliegern zu senden. Drei solcher Pegel würden etwa 20.000 Euro kosten, schätzt die Diedorfer Feuerwehr.

Bislang gibt es nur eine Art, am Anhauser Bach den Wasserstand zu messen: Bei drohendem Hochwasser müssen die Feuerwehrleute hinausfahren und anhand von Messstangen im Bachbett den Pegel ablesen. Im Falle des Anhauser Bachs sind das sechs Kilometer Strecke auf einem Feldweg, das dauert viel zu lang, sagt Klaus Rauberger, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Diedorf. Hinzu kam beim jüngsten Hochwasser dann noch, dass der Feldweg schnell überflutet und deshalb nicht mehr befahrbar war.

Pegel der kleinen Flüsse ins Warnsystem übertragen

Mit diesem Problem sind die Diedorfer nicht allein, beim Juni-Hochwasser waren es gerade die kleinen Flüsse wie die Mindel, die Schmutter, die Zusam, die alles rundherum überflutet haben. Für diese Gewässer gibt es aber auf der Internetseite des Hochwassernachrichtendienstes vom Freistaat nur ganz wenige Pegelmessstellen, die im Netz abrufbar sind. Andreas Müller und die Interessensgemeinschaft Hochwasser fordern deshalb nicht nur digitale Pegel in den kleinen, hochwassergefährdeten Bächen, sondern auch, die Messwerte in das Warnsystem zu übertragen, das für alle einsehbar ist.

Andreas Müller und die Interessengemeinschaft wollen nicht länger warten. Ihnen sitzt noch eine andere Flutkatastrophe im Gedächtnis, vor rund 20 Jahren. Damals sind in Diedorf bei einem Hochwasser drei Menschen gestorben.

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