Ein Erinnerungszeichen macht künftig in Pasing auf das Schicksal des Sozialdemokraten Hans Nimmerfall aufmerksam, der vor genau 90 Jahren nach schweren Misshandlungen durch die Nazis gestorben ist. Das Zeichen wurde am Dienstagabend am ehemaligen Pasinger Rathaus - heute ein Standort der Münchner Volkshochschule - angebracht. Davor fand vor Ort eine Gedenkveranstaltung statt. Auch ein Vertreter der Lagergemeinschaft Dachau und Angehörige von Nimmerfall nahmen teil. Nimmerfall hatte sechs Kinder.
Vorgeschobener Vorwurf: Hochverrat
Als politischer Gegner war der Sozialdemokrat Hans Nimmerfall schnell ins Visier der Nationalsozialisten geraten. Kurz nach der NS-Machtübernahme wurde er im März 1933 verhaftet - unter dem vorgeschobenen Vorwurf des "Hochverrats". Nimmerfall (Jahrgang 1872) war von 1911 bis 1933 Stadtrat in der damals noch eigenständigen Stadt Pasing.
Von 1912 bis 1920 und von 1924 bis 1928 gehörte der gelernte Schreiner dem Bayerischen Landtag an. Nimmerfall war auch Gründer und Vorsitzender der Pasinger Baugenossenschaft und engagierte sich insbesondere für den Wohnungsbau für Arbeiter. Bis 1933 entstanden 30 Häuser mit 242 Wohnungen.
Terror der Wachmannschaften im KZ Dachau
Nach einer kurzzeitigen Freilassung folgte im Juni 1933 die nächste Verhaftung. Der Sozialdemokrat wurde im Konzentrationslager Dachau interniert, musste schwerste Arbeiten verrichten und war dem ständigen Terror der Wachmannschaften ausgesetzt, die ihn körperlich und psychisch zugrunde richteten. Kurz nach seiner Entlassung starb er am 20. August 1934 im Pasinger Krankenhaus.
200 Erinnerungszeichen in München
In der bayerischen Landeshauptstadt erinnern mittlerweile rund 200 Gedenktafeln und Stelen an Menschen, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden. Neben den vergoldeten Erinnerungszeichen mit Daten aus dem Leben der Geehrten gibt es in München auch mehr als 200 "Stolpersteine". Diese dürfen allerdings nur auf Privatgrund platziert werden, denn sie sind in München umstritten und werden vom Stadtrat abgelehnt. Kritiker der "Stolperstein"-Aktion finden etwa, dass die Opfer von früher damit erneut mit Füßen getreten würden.
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