Bryan Johnson: Wie ein Milliardär das Altern besiegen will
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Bryan Johnson: Wie ein Milliardär das Altern besiegen will

Bryan Johnson: Wie ein Milliardär das Altern besiegen will

Mehr als 50 Pillen täglich, ständige Körperüberwachung und öffentliche Wetten über seine Erektionen: Der Tech-Milliardär Bryan Johnson ist zum kontroversen Netzphänomen geworden. Jetzt widmet sich die Doku "Don't Die" dem Mann, der nie sterben will.

Auf der Krypto-Plattform Polymarket kann man auf alles Mögliche Wetten abschließen: Sportergebnisse, Wahlausgänge und Naturereignisse. Eine Wette hat es aber besonders in sich: Zehntausende Dollar setzen Nutzer derzeit darauf, ob die nächtlichen Erektionen eines 47-jährigen Mannes mehr als zwei Stunden anhalten werden.

Bryan Johnson - der "meistvermessene Mensch der Welt"

Der Mann, um den es geht, ist der amerikanische Tech-Milliardär Bryan Johnson – der selbsternannte "meistvermessene Mensch der Welt". Bizarre Aktionen wie das Wetten auf Körperfunktionen sind für ihn nur ein kleiner Teil eines größeren Experiments: seinem Kampf gegen das Altern.

"Nächtliche Erektionen sind ein wichtiger biologischer Altersmarker und stehen für sexuelle, kardiovaskuläre und psychologische Gesundheit", erklärt Johnson auf der Plattform X. "Männer mit schwachen nächtlichen Erektionen haben ein 70 Prozent höheres Risiko, frühzeitig zu sterben."

Netflix-Doku "Don't Die"

Johnsons radikaler Lebensstil wird nun in einer Netflix-Dokumentation gezeigt. "Don't Die" begleitet den Milliardär bei seinen täglichen Anti-Aging-Ritualen. Dazu gehört: Er nimmt täglich über 50 Vitamine und Mineralien ein, überwacht permanent seinen Herzschlag und seine Hirnströme und unterzieht sich regelmäßig experimentellen Behandlungen. Darunter: Johnson ließ sich eine Zeit lang Blutplasma seines Sohnes verabreichen. Diese Behandlung habe er aber mittlerweile wieder eingestellt.

"Als ich anfing, sahen die Menschen in mir nur einen exzentrischen, vampirartigen Tech-Milliardär, der das Blut seines Sohnes trinkt", sagt Johnson in einem Interview mit dem Guardian. "Aber ich bin ein professioneller Verjüngungsathlet. Ich erschaffe eine neue Sportart und eine neue Art, die Realität zu verstehen." Kostenpunkt dafür: rund zwei Millionen Dollar pro Jahr.

Zwischen Wissenschaft und Selbstoptimierung

Bryan Johnson ist mittlerweile 47 Jahre alt – sein biologisches Alter entspreche aber dem eines 30-Jährigen, behauptet Johnson. Pro Jahr altere er nur noch siebeneinhalb Monate.

Ob das wirklich stimmt, wie lange das gut geht und welche unerwarteten Nebenwirkungen noch auftreten werden, ist natürlich noch unsicher. Bei vielen von Johnsons Behandlungen handelt es sich um medizinisches Neuland. Seine gleichzeitige Anwendung verschiedener Therapien sorgt außerdem dafür, dass die Experimente keine wissenschaftlich verwertbaren Ergebnisse liefern.

Für Johnson ist all das jedoch dem eigentlichen Ziel untergeordnet: Den Tod zu besiegen. Und so spät wie möglich zu sterben. Am besten gar nicht.

Eine Frage der Lebensqualität

Der Philosoph Martin Booms, der sich mit dem Thema Langlebigkeit beschäftigt, sieht solche Ansätze kritisch: "Eine zu starke Fixierung auf Langlebigkeit kann zu einer Sterilität der Lebensführung führen", warnt er. "Am Ende kann ich vielleicht sagen, ich habe ein paar Jahre rausgeholt - aber war es das wirklich wert?"

Johnson selbst sieht das anders: "Ich war noch nie glücklicher", sagt er dem Guardian. "Ich kenne niemanden, der wirklich gesund ist und sagt: 'Verdammt, ich bin zu gesund, ich fühle mich schrecklich." Für ihn sei sein Experiment mehr als persönliche Optimierung, sondern eine politische, wirtschaftliche und spirituelle Bewegung.

Kult um den Kult-Milliardär

Im Netz hat sich um den Milliardär längst eine Fangemeinde gebildet – die sich auch offline trifft. Johnsons Motto "Don't Die!" / "Stirb nicht!" wird für sie zum Schlachtruf und zum Lifestyle-Ziel. Das erinnert nicht nur zufällig an religiöse Bewegungen. Auch Johnson selbst sieht seine Mission inzwischen als eine Art Religion. "Glaubenssysteme haben sich als stärker erwiesen als Länder oder Unternehmen", erklärte er vor einem Jahr der New York Times. "Jede Religion hat versucht, eine Lösung für 'Don't Die' anzubieten."

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